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#TrueStory: Lisa erobert Japan

In #TrueStory stellen wir euch Menschen vor, die ihrer Leidenschaft folgen. Ganz nach dem Motto #passionworks zeigen uns ihre Geschichten, warum es sich lohnt, seinen Träumen nachzugehen.

Lisa (28) ist Business Development Lead bei Wantedly in Deutschland. Zuvor hat sie bereits 12 Jahre in Tokio gelebt und erzählt uns heute von Träumen, Erfolg und dem Umgang mit Misserfolgen.

Wantedly: Lisa, vielleicht fangen wir damit an, dass du dich kurz vorstellst! Wer bist du und was machst du?

Lisa: Hallo ich bin Lisa, Business Development Lead bei Wantedly. Ich bin jetzt seit letztem Mai in Berlin und baue zusammen mit dem Team den Standort in Europa auf. Ich habe vorher mit Wantedly die Standorte in Jakarta, Singapur und in Hong Kong aufgemacht. Ich war quasi auch eine der ersten Nicht-Japaner im Team - habe also angefangen, als wir noch nicht mal eine englische Übersetzung der Seite hatten.

Wantedly: Also bist du von Anfang an dabei?

Lisa: Ja, das kann man so sagen - das älteste Mitglied des International Teams.

Wantedly: Das ist ja auch schon eine Leistungen mit deinen …

Lisa: … 28 Jahren, ja! (lacht)

Wantedly: Hast du dir je vorgestellt, dass du heute genau da wärst, wo du jetzt bist?

Lisa: NEIN! (lacht)

Wantedly: Und wenn nicht, hattest du je konkrete (andere) Pläne für dein Leben?

Lisa: Ja, ich hatte tatsächlich zwei Pläne! Als ich noch relativ jung war, so ca. 14, wollte ich noch gern Journalistin werden. Wir mussten ein Pflichtpraktikum in der Schulzeit machen, das ich bei einer Zeitung absolviert habe. Ich hab auch nach dem Praktikum weiter dort gearbeitet, sprich: Reporting gemacht, Artikel geschrieben über Sachen, die mich (und hoffentlich auch andere Leute) interessiert haben, und habe dann aber gemerkt, dass es eigentlich überhaupt nichts für mich ist.

Wantedly: Warum genau?

Lisa: Aus mehreren Gründen. Zum einen ist es ein Job, der sich komplett verändert mit der Entwicklung des Internets und damit, wie News verbreitet werden. Dass es eben nicht mehr ellenlange Artikel sind, in denen man sich einem Thema widmet, sondern immer mehr in die Richtung von Blogs und Shocknews geht, die über Kanäle wie Instagram, Facebook und Twitter verbreitet werden.

Zum anderen hat es mich ein wenig geärgert, dass du, egal, zu welcher Zeitung du gehst, in eine politische Schublade gesteckt wirst - nämlich die, die auch die Zeitung vertritt. Das war nichts für mich ..

Wantedly: Aber du hattest ja noch deinen Plan B …

Lisa: Genau! Mein zweiter Plan war der Beruf des Pferdewirts. (lacht)

Wantedly: Oh wow, also eine ganz andere Richtung!

Lisa: Genau - also gar nicht zur Uni, sondern direkt einsteigen in die Ausbildung und etwas mit Pferden machen.

Das war wirklich lange Zeit mein Traum - hat sich dann aber alles geändert, als ich das Auslandsjahr mit 16 gemacht habe und nach Japan gegangen bin.

Wantedly: Würdest du sagen, dass das der Wendepunkt in deinem Leben war, der dich dazu gebracht hat, von deinen “Plänen” abzukommen und einen anderen Weg einzuschlagen?

Lisa: Ja auf jeden Fall! Ich wollte sowieso ein Auslandsjahr machen, aber nicht unbedingt nach Japan. Geplant war ein englischsprachiges Land, auch gerne weiter weg. Die USA hat mich nicht so unbedingt interessiert, weil das gefühlt jeder gemacht hat, aber Neuseeland und Australien waren interessante Ziele für mich. Ich hatte mich dann damals beworben und habe den Platz nicht bekommen, stattdessen wurde mir aber ein Platz in einer Familie in Japan angeboten. Ich hatte keine Vorstellungen, aber habe mir gesagt, dass es auf jeden Fall eine interessante Erfahrung wird, ich das jetzt einfach mitnehme und im schlimmsten Fall etwas Cooles für meinen Lebenslauf habe - plus der eventuellen neuen Sprachkenntnisse.

Wantedly: Absolut! Das traut sich ja auch nicht jeder in dem Alter. Neues Land, neue Kultur und eine Sprache, die man nicht mal ansatzweise beherrscht..

Lisa: Ich glaube, damals habe ich nicht viel darüber nachgedacht. Ich wollte einfach etwas Neues kennenlernen. Andere Umgebung und einfach mal raus aus der Komfortzone. Meine Erfahrungen waren auch durchwegs positiv. Ich war überwältigt von der Freundlichkeit der Leute. Man ist quasi hilflos, wenn man die Sprache nicht beherrscht und zudem viele kein Englisch gesprochen haben. Meine Motivation damals, Japanisch speziell auch weiterzumachen, war zum einen, den Leuten auch mehr zurückgeben zu können - dass ich mich besser verständigen kann, mich besser integrieren kann. Zum anderen war ich fasziniert von der Schul- und Arbeitskultur. Dort geht es nicht um den individuellen Erfolg, sondern das Gemeinschaftsgefühl und die Teamarbeit werden in den Fokus gerückt. Das würde ich mir teilweise auch in Deutschland mehr wünschen. Clubaktivitäten, die eigenständig von Schülern organisiert werden zum Beispiel. Einfach toll, was im Team alles geschafft wurde.

Also war für mich klar: Mein Ziel ist Japan! Ich möchte dort studieren und leben.



Wantedly: Und wie ging es dann für dich weiter? War es schwierig, einen Job in Japan zu bekommen?

Lisa: Hm jein. Ein Problem, das immer aufkommt, ist die Sprachbarriere. Das heißt, dass die Japanischkenntnisse in jedem Fall auf ein Level kommen, um im Alltag klar zu kommen. Ohne entsprechende Kenntnisse hast du keine Chance auf einen Job. Durch mein Studienfach “Modernes Japan” habe ich zwar viel gelernt über Kultur, Sprache und Sozialwissenschaft, aber nichts, was mir bezüglich einer festen Anstellung in einem Büro weitergeholfen hätte. Sachen wie Marketing, Sales oder Business waren ja nicht dabei. Das Englischlehrerdasein oder die Tätigkeit als Headhunter sind deshalb oftmals die bleibenden Optionen für Zugezogene.

Die Bachelorarbeit habe ich zum Thema “Jobsuche in Japan” geschrieben, was natürlich auch ein persönlicher Vorteil war, weil ich dadurch den Prozess kennengelernt habe. Ich dachte, dass es sich sehr schwierig gestalten wird, etwas zu finden, weil der Bewerbungsprozess teilweise bis zu 12 Stationen beinhaltet, selbst bei kleinen Unternehmen. Die Jobsuche im Allgemeinen dauert hier oftmals 1-2 Jahre. Dementsprechend musst du als Ausländer im normalen Jobsuche-Prozess viel Geduld, Geld und hervorragende Japanischkenntnisse mitbringen.

Ich habe meinen ersten Job eigentlich per Glücksfall ergattern können. Damals war in London eine Jobmesse, auf der nur japanische Unternehmen vertreten waren. Eigentlich wollte ich dort den Interviewprozess erforschen, habe also an einem Jobinterview teilgenommen und tatsächlich meinen ersten Job bekommen.

Und das war mein großes Glück und mein Sprungbrett, um in Japan Fuß fassen zu können.

Wantedly: Zum einen Glück, zum anderen aber auch harte Arbeit! Womit wir auch thematisch zur nächsten Frage kommen: Wie definierst du Erfolg?

Lisa: Oh, eine schwierige Frage. Für mich war über Jahre das Ziel, in Japan Arbeit zu finden, mich zu integrieren. Aber als ich das erreicht hatte, war da gar nicht die große Erleichterung. Über die Jahre habe ich herausgefunden, dass für mich Erfolg bedeutet, anderen Menschen durch meine Arbeit das Leben erleichtern zu können. Wenn alle um mich herum happy sind, bin ich’s auch. Vielleicht habe ich das aus Japan mitgenommen.

Wantedly: Also letztendlich ist der Weg das Ziel?

Lisa: Genau, das Hinarbeiten auf etwas Größeres. Der Werdegang ist wichtiger als der Status an sich, denn für mich gibt es den einen Punkt nicht, an dem ich sagen kann: “Jetzt war ich erfolgreich”.

Wantedly: Was würdest du deinem früheren Ich heute gerne mit auf den Weg geben?

Lisa: Alles wird gut. Irgendwann kommst du an. Du wirst 7 Mal hinfallen und beim 8. Mal klappt es. Das ist normal, das ist okay und es gehört zum Lernprozess dazu.

Wantedly: Ein tolles Schlusswort. Vielen Dank für das Interview!



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